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3. Methoden zu Reflexion und Perspektivwechsel

Vielfalt in Kinderbüchern aufspüren

Ziel

Bücher eignen sich gut dazu, mit Kindern ins Gespräch zu kommen. Bücher
bieten Gelegenheiten, Bilder bei Kindern zu bestätigen oder zu hinterfragen. Sie
können es Kindern ermöglichen, Erfahrungen mit Vielfalt zu machen, ihre eigene
Identität zu stärken und gegebenenfalls Gemeinsamkeiten mit den Akteur:innen
des Buches zu finden. Kritisches Hinterfragen und weitreichende Gespräche
können durch Bücher angestoßen und in der weiteren Kita-Arbeit vertieft
werden. Kritisches Nachdenken und Selbstreflexion sind somit Teil der
pädagogischen Arbeit.

Ablauf

Im Folgenden werden einige Methoden genannt, die im Zusammenhang mit
den beschriebenen Büchern zur Bearbeitung des Themas „Vielfalt“ genutzt
werden können.


Bücher ohne Text
Unabhängig von Sprachkenntnissen, Sprachfähigkeiten oder dem Zugang zur
Sprache können Geschichten auch nur durch Bilder erzählt werden. Bilderbücher
laden ein, Geschichten mit eigenen Worten zu erzählen und immer wieder neu
zu erfinden. Zudem regen sie die Phantasie an und sind häufig eine gute
Grundlage für weitere kreative Methoden wie dem Philosophieren oder dem
Puppentheater. Beispielbücher zu dieser Methode sind „2 Meter bis zum Meer“
und Wimmelbücher.


Philosophieren mit Kindern
Kinder sind neugierig. Sie stellen Fragen, die uns Erwachsenen häufig gar nicht
mehr einfallen. Sie hinterfragen, ohne zu werten. Sie setzen sich dadurch mit
verschiedenen Lebens- und Denkweisen auseinander. Kinder sind frei in ihrem
Denken, besonders zu abstrakten Themen wie Zeit, Freundschaft, Liebe oder
Gerechtigkeit. Beim Philosophieren werden sie bestärkt, diese Fragen weiterhin
zu stellen und sich somit mit ethischen und existenziellen Fragen des Lebens
auseinanderzusetzen.
Der:Die Pädagog:in übernimmt beim Philosophieren eine moderierende Rolle.
Die erwachsene Person hört aktiv zu, kann Nachfragen stellen,
Gesprächsmeldungen zusammenfassen und ggf. versuchen zu differenzieren. Sie
trägt jedoch nicht inhaltlich zum Gespräch bei. Der Fokus liegt auf den
Gedankenwelten der Kinder. Es geht darum, andere Meinungen anzunehmen
und zu akzeptieren. Es geht nicht darum, andere vom eigenen Standpunkt zu
überzeugen, sondern vielfältige Antworten auf eine Frage zu erhalten. Im
gemeinsamen Staunen und Sich-wundern eröffnet das Philosophieren einen
gemeinsamen Nachdenkraum. Gerade deshalb bietet sich diese Methode beim
Thema Vielfalt und individuelle Vielfalt an.


Es bietet sich immer an, Fragen der Kinder aufzugreifen, die während des
Kita-Alltags oder beim Lesen eines der Bücher auftauchen. Ergänzende oder
weiterführende Fragen können folgende sein:


● Was haben Menschen gemeinsam, was nicht?
● Warum sind nicht alle Menschen gleich, sondern irgendwie anders?
● Welche Gemeinsamkeiten gibt es, selbst wenn Unterschiede
existieren?
● Was geht euch durch den Kopf, wenn ihr das Wort Vielfalt hört?
● Worin besteht Freundschaft?
● Was macht Familie aus? Können Geschwister auch Freund:innen
sein?
● Wann ist ein Mensch mein:e Freund:in?
● Kann ich auch mit jemandem befreundet sein, der:die mir nicht
ähnlich ist?


Durch philosophische Fragen und den Austausch der Gedanken miteinander
versuchen wir Menschen die Welt um uns herum zu verstehen. Auch bei der
Betrachtung der vier Ziele der vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung kann
zu Ziel 3 und 4 – also dem Wahrnehmen von Diskriminierung und den möglichen
Handlungsmöglichkeiten – das Philosophieren genutzt werden. Es ermöglicht
Kindern, komplexe Sachverhalte zu erkunden und gemeinsam nach
Lösungswegen zu suchen. Demokratie, Partizipation und Selbstreflexion werden
gestärkt.


Am Ende einer jeden Einheit kann in einer Reflexionsrunde über das Gespräch
und das Diskussionsverhalten reflektiert werden. Auch dies trägt zur
gegenseitigen Wertschätzung bei.


Als Grundlage dieser Methode bieten sich besonders die Bücher „2 Meter bis zum
Meer“, „Rosa Parks“ und „Julian ist eine Meerjungfrau“ an.