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Fachtagung Rückblick

DAS war! die Fachtagung „Aus der Praxis in die Theorie – Gelebte Demokratie und Vielfalt in Kitas und Horten trifft Ausbildung“

Am 28.09.2022 fand in der Villa Rosental die Halbzeitkonferenz des Projektes DAS geht! statt. Im Fokus des Tages standen die Ausbildungs- und Lernbedingungen für eine demokratische und vielfaltssensible Bildung von morgen. 66 Fachkräfte, Auszubildende und Fachschul-Lehrkräfte folgten der Einladung und kamen gut in einen Austausch. Schon beim Aufbau der Informationsstände aus 5 Konsultationseinrichtungen im Projekt und der WBS Schulen Leipzig entspannen sich erste Gespräche über Projekte von und für Kinder. Besonders die Ausstellungsstücke der Graffiti AG aus dem Hort des Evangelischen Schulzentrums in Großbardau zogen Blicke auf sich und erhöhten die Neugier auf die Workshops am Nachmittag.

Zu Beginn gaben Falko Lange, Nina Kaiser und Katrin Meier einen Einblick in die Projektarbeit in Kitas, Horten und Berufsfachschulen. Deutlich wurde, dass besonders die Lernbedingungen und die konzeptionelle Ausrichtung der schulischen Ausbildung maßgeblich über Lernerfolge im Sinne der Demokratiebildung entscheiden. Hospitationen und Praxisaustausch in Konsultationseinrichtungen mit dem Schwerpunkt Demokratie können wertvolle Impulse bieten und Möglichkeitsräume darstellen, die von den Schüler:innen dankbar genutzt wurden und in die schulische Ausbildung zurück wirkten. Es entstand eine Art Ideenkatalog zur Weiterentwicklung der Ausbildung.

In der sich anschließenden Podiumsdiskussion „Wer lernt von wem?“ konnten wir verschiedene Menschen aus Ausbildung und Fachpraxis begrüßen. Sylvia Ziegler (Fortbildnerin und Lehrkraft an einer privaten Berufsfachschule) gab Einblicke in didaktische und lerntechnische Möglichkeiten und Grenzen demokratischen Lernens in der Berufsfachschule und beschrieb, wie bedeutsam die individuelle Persönlichkeit der Lehrkraft aber auch konzeptionelle Entscheidungen im Team für demokratische Lernerfahrungen während der Ausbildung sind. Nancy Göritz-Niedermeier vom Jugendamt Wittenberg informierte über die Aufgaben des Jugendamtes und erklärte, warum die Einführung von gemeinsamen Fachstandards für die Förderung von Beteiligung so wichtig ist und wie das Jugendamt die Aufgabe der Fachaufsicht dabei übernimmt. Als Vertreterin der GEW Leipzig beschrieb Susanne Richter, mit welchen Problemen rund um Ausbildung und Praxiseinsatz sich Auszubildende an die GEW wenden und wie berufspolitische Beteiligung funktioniert. Dabei hatte Frau Richter besonders die neue Form der praxisintegrierten Ausbildung zum/zur Erzieher:in kritisch im Blick.

Als Fortbildnerin und ehemalige Leiterin einer großen Kindertagesstätte in Sachsen-Anhalt strich Steffi Hosemann die Notwendigkeit einer guten Anleitung im Praktikum für die angehenden Erzieher:innen heraus und sah die Verantwortung dafür bei der Leitung. Positive Lernerfahrungen werden aus ihrer Sicht dort möglich, wo das Team sich in einer angemessenen Anerkennungs- und Kommunikationskultur übt und dieses den Auszubildenden und Kindern durch die Gewährung von Rechten vorleben kann. Der angehende Erzieher Domenik Rödel machte das Podium komplett und brachte eigene Beispiele von gelungenen und weniger gelungenen Praktika ein. Domenik stellte fest, dass eine beteiligungsorientierte Berufsausbildung, wie er sie aktuell in den WBS Schulen Leipzig genießt, einen deutlichen positiven Einfluss auf Motivation und kindbezogene Einstellungen habe. Über diese Erfahrungen entspann sich eine lebhafte Diskussion, zu der auch Schüler:innen und Fachkräfte im Publikum ihre Meinung und Erfahrungen beitrugen. Der steigende Bedarf an gut ausgebildeten Erzieher:innen sowie der derzeitig in den Einrichtungen spürbare Fachkräftemangel machen einen weiteren Austausch über förderliche Ausbildungsbedingungen und eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Fachschulen und Praxiseinrichtungen unumgänglich.

Punkt 11:30 Uhr schloss sich der Markt der Möglichkeiten an. Kolleg:innen und Kinder aus den Konsultationseinrichtungen des Projektes DAS geht! standen für Fragen und Austausch über Beteiligungsangebote und konzeptionelle Erfahrungen zur Verfügung. So stellten Ole und Jona zusammen mit ihren Hort-Erzieher:innen des Evangelischen Schulzentrums Muldental die von Schüler:innen selbst organisierte Graffiti-AG vor und präsentierten ihre Kunstwerke.

Beim Stand des Hortes der Bergschule Weißenfels gab es Informationen und Erfahrungsaustausch zum Thema Beteiligungsformat Hortrat. An den Beispielen Tierführerschein und digitales Hort-Buch stellten der Hort Rasselbande Döllnitz und der Hort Haus der Elemente in Schkeuditz zeitgemäße und entlastende Instrumente von Hortarbeit vor. Die Kollegin aus der Kita Casa Monte brachte die Methode des Kamichibai-Erzähltheaters mit und stellte vor, wie man mit Kindern zum Thema Kinderrechte kindorientiert arbeiten kann.

Nach einer austauschintensiven Mittagspause schlossen sich zwei Stunden Workshops zu beteiligungsorientierten und vielfaltssensiblen Methoden und Konzepten an. Maria Ruppel erarbeitete mit den Teilnehmenden des Workshops „Mehrsprachigkeit im Hort“ Grundlagen und Werthaltungen zur Förderung und Anerkennung von Mehrsprachigkeit. Wie oft in ihren Workshops waren die Teilnehmenden eingeladen, ihrer Kreativität freien Raum zu lassen und selbst einfache Methoden für die Arbeit mit Kindern zu entwickeln. Diana Aust und Katrin Firmthaler-Ködel widmeten sich dem Thema „Junges Küken, alter Hase – Ressourcen im Team nutzen“. Sie diskutierten mit den Teilnehmenden die verschiedenen Rollen im Team und regten Perspektivwechsel an, um Gräben zu schließen und Verständnis füreinander wachsen zu lassen. Zwei Stunden hatten die Teilnehmenden im Workshop mit den Schülern Ole und Jona sowie den Fachkräften aus dem Hort des Evangelischen Schulzentrums Muldental Zeit, die Geschichte der selbstorganisierten Graffiti-AG nachzuvollziehen, Fragen zu stellen und zu lernen, was es für selbstständiges Arbeiten von Kindern an Unterstützung bedarf. Im Anschluss daran konnten die Teilnehmenden selbst ausprobieren wie Graffitis entstehen.

Im Workshop mit Teresa Thost stand das bewegte Bild im Mittelpunkt. Ohne viel Vorbereitung erlebten die Teilnehmenden wie einfach es ist, Geschichten in Form von Stop Motion Filmen zu erstellen und Ideen aus dem Kopf gemeinschaftlich auf den Bildschirm eines Tablets zubringen – eine Methode, die sich besonders für die Arbeit mit Kindern und Berufsschüler:innen eignet.

Zum krönenden Abschluss des Tages las Manuel Stallbaumer, angehender Erzieher in der Ausbildung bei den WBS Schulen Leipzig, eigene Texte und Reflexionen zur Wirkung oder Anti-Wirkung von erzieherischem Verhalten, (verpassten) institutionellen Lernchancen und brachte die Gäste des Fachtags damit zum Nachdenken und Schmunzeln. Zum Nachhören: Erziehung, Ausbildung und Einbildung, Es nervt.

Vielen Dank an alle Beteiligten für Ihr Engagement und an alle Gäste für Wissensdurst und Offenheit! Wir freuen uns auf die Abschlusstagung in 2024!